„Sehbehindertensonntag 2022“: Bundesweiter Aktionsmonat startete mit einem „Barrierecheck“ in der Herz Jesu Kirche in München – BBSB-Inform – 03.06.2022
In ganz Deutschland setzt ein Bündnis aus Kirchen und Selbsthilfe mit dem Projekt „Sehbehindertensonntag“ einen Monat lang an, um mit thematischen Gottesdiensten und Aktionen auf die Bedürfnisse von blinden und sehbehinderten Menschen aufmerksam zu machen. Vom 1. bis zum 30. Juni können Menschen in Bayern an verschiedenen Aktionen in ihren Kirchengemeinden teilnehmen. Vom Selbsterfahrungsparcours bis zum inklusiven Treffen in der Kirchengemeinde – vielerorts haben Vertreterinnen und Vertreter aus den Kirchen im Juni Aktionen geplant, um die Teilhabe von blinden und sehbehinderten Menschen am kirchlichen Leben zu fördern.
Fachlich steht ihnen dabei der Bayerische Blinden- und Sehbehinderten-bund e.V. tatkräftig zur Seite. Mitarbeitende, die häufig selbst von Sehbehinderung oder Blindheit betroffen sind, zeigen auf, welche kleinen und größeren Hindernissen die Teilnahme am Gottesdienst oft erschweren. Das fängt dabei an, dass Pfarrbriefe für Menschen mit Sehproblemen gut lesbar gestaltet werden sollten, kann aber auch bedeuten, dass die Kirchengemeinden offener für die Mitnahme von Assistenzhunden werden und beim gemeinsamen Singen im Gottesdienst die Liedtafeln auch mündlich angesagt werden.
Auftaktveranstaltung in München
Stefanie Freitag und Gabriele Roßmaier vom BBSB organisierten am 2. Juni 2022 zusammen mit Monika Hausmanninger-Förster (Gemeindereferentin Seelsorge für blinde und sehbehinderte Menschen der Erzdiözese München und Freising) für die Neuhauser katholischen Pfarrgemein-den einen sogenannten „Barrierecheck“ als Auftaktevent. Die Gäste erhielten Simulationsbrillen, mit denen sie unterschiedliche Stadien von Augenerkrankungen nachfühlen konnten. „Unsere Teilnehmenden sind immer sehr erstaunt, wie lange sie plötzlich für einen kurzen Weg brauchen, wenn sie sich mit der simulierten Seheinschränkung zurechtfinden sollen“, erklärte Stefanie Freitag, Bezirksgruppenleiterin der Blickpunkt Auge Beratungsstelle des BBSB in München. Zusammen mit Gabriele Roßmaier sind die beiden ein seit Jahren eingespieltes Team in Sachen Barrierecheck.
So konnten die Teilnehmer live erfühlen wie es ist, einen Eingang zu finden, eine Treppe zu überwinden oder Hinweisschilder zu Toiletten zu ertasten. Alle stellten fest, dass im Pfarrgemeindehaus Herz Jesu durchaus noch die eine oder andere Verbesserung möglich ist. Gabriele Roßmaier erklärte, wie man den Langstock richtig hält und welche Schwierigkeiten im Alltag dabei auftreten können. Vom Gemeindehaus ging die Gruppe in die Kirche Herz Jesu, die barrierefrei zugänglich ist. Dennoch zeigte Gabriele Roßmaier einige Punkte auf, die für blinde und sehbehinderte Menschen tückisch sein können. Dazu gehören beispielsweise schwache Beleuchtung oder das Wiederfinden des Sitzplatzes nach dem Gang zum Altar.
Über den Sehbehindertentag und weitere Aktionen in Deutschland
Bereits seit 1998 veranstaltet der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) regelmäßig einen Aktionstag um den 6. Juni herum, um auf die besonderen Bedürfnisse von rund einer Million sehbehinderter Menschen in Deutschland (Zahl: Weltgesundheitsorganisation WHO) aufmerksam zu machen. In diesem Jahr wird der gesamte Juni 2022 als Aktionszeitraum genutzt. Alle Aktionen sind nach PLZ gelistet hier aufgeführt: https://www.dbsv.org/sehbehindertentag.html#aktionen
Der bundesweite Aktionsmonat ist ein Projekt folgender fünf Partner: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), Deutsche Bischofskonferenz, Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge (DeBeSS) und dem Deutschen Katholischen Blindenwerk (DKBW).