Corona – psychische Auswirkungen, was macht ein Lockdown mit den Menschen und vielleicht insbesondere mit behinderten Menschen? – Bericht und Wiederholung am 31.05. von 19 bis 21 Uhr – BBSB-Inform – 25.05.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
Zu diesem Thema können sie sich nochmal austauschen mit Gleichbetroffenen und Experten bei unserem After Work Treff am 31. Mai am Telefon von 19 bis 21 Uhr.
Referenten:
Jacqueline Flor, Psychologin
Sascha Schulze
Bitte melden Sie sich in der Blickpunkt Auge Beratungsstelle Nürnberg unter
Telefon: 09 11 23 60 00 oder per E-Mail: nuernberg@bbsb.org an.
Von dort erhalten Sie die Einwahldaten zur Telefonkonferenz.
Nachfolgend lesen sie einen Bericht von der letzten Veranstaltung.
Am 14.04.2021 veranstaltete das Forum Arbeit und Beruf (FArBe) im Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund wieder den regelmäßig stattfindenden After Work Treff – coronabedingt im Rahmen einer Telefonkonferenz. Das Thema lautete: Auswirkungen des Lockdowns speziell für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung.
22 Personen nahmen an der Veranstaltung teil.
Zuerst erfolgte die Begrüßung durch Frau Gertraud Ramsbeck, die Sprecherin von FArBe. Dann wurde kurz die Teilnehmerliste vorgelesen, dass jeder die Namen kannte und anschließend stellten sich die Referenten Jacqueline Flor und Sascha Schulze vor.
Abwechselnd führten die Referenten die Teilnehmer in die Thematik ein.
So wurde darüber gesprochen, dass Corona ein unsichtbares „Etwas“ ist, das unerwartet kam, nicht kontrollierbar ist, jeden treffen kann und tiefgreifende Einschnitte bedeutet.
Danach ging es im Vortrag um die besonderen beruflichen Belastungen, die das Virus mit sich bringt, Existenzängste, Angst sich unter Kollegen im Büro anzustecken, die für viele Menschen neue Situation des Homeoffice, etc.
Ein Schwerpunktthema waren sicher die Ängste, die uns alle während der Pandemie beschäftigen: Angst um Freunde, Bekannte, Familienmitglieder, die sich infiziert haben, die Ungewissheit der möglichen Folgen des Virus, die vermehrte Angst der Ansteckung bei Risikopatienten.
Auch über die allgemeinen Belastungen dieser Zeit informierten die Referenten. Dazu gehören die verminderten beruflichen und privaten sozialen Kontakte, und wenn, dann nur mit Maske und Abstand. Außerdem ein kaum oder gering strukturierter Tagesablauf, sowie geringere Angebote an Therapiemöglichkeiten.
Auch der Small Talk, der in nahezu allen Lebenssituationen stattfindet, fällt weg. Dies ist vor allem für alleinlebende Personen sehr belastend.
Der nächste Themenschwerpunkt waren die psychischen Belastungen durch die Pandemie. Die Menschen sind aggressiver, dünnhäutiger, schneller erschöpft und leiden häufiger unter Antriebslosigkeit. Durch fehlendes UV-Licht und mangelnde Bewegung leiden auch viele unter Schlafstörungen. Gesundheitliche Risikofaktoren können zunehmen, man verlernt die soziale Kompetenz. Befindet man sich doch mal unter Menschen, ist man schnell angestrengt. Auch geht man nicht mehr unbedarft auf andere zu.
Personen, die viel in Onlinemeetings sitzen, neigen noch schneller zur Erschöpfung. Eine große Problematik stellt oft der vermehrte Alkoholkonsum dar. Die Versuchung ist größer als vor Corona, da man viel allein ist und sich evtl. langweilt. Personen, die sowieso schon unter psychiatrischen Problematiken leiden, erfahren evtl. darin eine Verstärkung durch fehlende therapeutische Angebote.
Dann ging es um das eigentliche Thema des Abends, speziell die Belastungen für blinde und sehbehinderte Menschen. Diese Personengruppe hat es schwer sich zu schützen. Viele gehen kaum noch allein hinaus. Blinden und Sehbehinderten fällt es schwer, Abstände einzuhalten und vor allem richtig einzuschätzen. Von Fremden möchten sie sich aufgrund der Angst vor Ansteckung auch ungern führen lassen. Eine weitere Einschränkung bedeutet die Maske, da Gehör- und Geruchsinn beeinträchtigt sind. Durch geschlossene Geschäfte fallen Gerüche als markante Punkte weg. Auch die Hilfsbereitschaft mancher Sehender nimmt ab. Blinde und sehbehinderte Jugendliche haben keine Möglichkeit für Praktika und noch mehr Schwierigkeiten Jobs zu finden. Auch haben viele eine beengte Wohnsituation, was in diesen Zeiten auch Stress verursachen kann. Auch blinde und sehbehinderte Kinder haben Schwierigkeiten, im Home Schooling, fehlende Stunden durch den mobilen Dienst in der Inklusion, Isolation der Schüler.
Auch die Anmeldung zum Impfen stellt sich für Blinde und Sehbehinderte schwieriger dar. Barrieren gibt es z.B. durch die Impfeinladung per Brief und den notwendigen oft 16stelligen Code, sowie die Tatsache, dass Blindheit, bzw. Sehbehinderung nicht explizit angegeben werden kann.
Auch der Gang zum Impfzentrum gestaltet sich für viele schwierig.
Blinde und Sehbehinderte erhalten beim Impfen keine bevorzugte Behandlung. Diese erhalten sie nur, wenn eine psychische Diagnose vorliegt, die sie nachweisen können.
Im letzten Punkt drehte sich dann alles darum, wie man sich in Corona-Zeiten motivieren kann. Die Teilnehmer wurden hier in eine lebhafte Diskussion mit einbezogen.
Es ging darum, sich jeden Tag etwas vorzunehmen, erreichbare Ziele zu setzen, sich aber auch zu überlegen, was ein Hinderungsgrund sein könnte. Anschließend tauschten sich die Teilnehmer darüber aus, welche Potcast-, Youtube-, Zoom- Whatsapp- und telefonischen Angebote in diesen Zeiten speziell für den Kreis der Blinden und Sehbehinderten nützlich sein können.
Einen guten Anklang zu diesem Thema fand auch die Fragestellung, was man mit seiner Zeit anfangen kann, wovon man in Corona-Zeiten ja oft mehr hat, als einem lieb ist. So wurde darüber diskutiert, neue Hobbys zu finden, alte wieder aufleben zu lassen.
Auch legten die Referenten den Teilnehmern nahe, viel an die frische Luft zu gehen, auch einzelne Nachbarn, Freunde, Verwandte zum Spaziergang zu treffen oder sich Sportgeräte für zu Hause anzuschaffen.
Den Schluss des Abends bildete das Thema Strategien und positives. Die Corona-Zeit kann Entschleunigung bedeuten, Zeit sich selbst zu finden, die Partnerschaft zu pflegen, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Teilnehmer die Veranstaltung rundherum gelungen fanden, auch wenn die Technik manchmal nicht so wollte, wie sie sollte.
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