Einen Tag blind: BR Moderator Flasskamp im Selbstversuch – BBSB-Inform – 13.10.2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie orientieren sich blinde Menschen? Was bekomme ich noch mit, wenn ich nichts mehr sehen kann und ausgestattet mit Blindenstock unterwegs bin?
Dieser Frage wollte BR Moderator Flasskamp in der Woche des Sehens nachgehen.
Deshalb besuchte er kürzlich unsere Landesgeschäftsstelle, um für ein paar Stunden in unsere Welt einzutauchen.
Gemeinsam mit unserem Praktikanten Jakob aus unserem Servicebüro Barrierefreiheit ließ er sich zunächst in die Handhabung eines Blindenstocks einweisen.
Natürlich mit verbundenen Augen.
Unsere Beraterin, zeigte Beiden, wie man den Stock auf die richtige Länge einstellt und hält.
Dann wurde die Pendeltechnik erläutert.
Ihre ersten Gehversuche machten beide Herren zunächst auf unserem Indor-Leitsystem im Erdgeschoss unserer Landesgeschäftsstelle. Die nächste Stufe war ein Hindernis erkennen und umgehen.
Ein Stuhl war auf dem Leitsystem platziert worden.
Der Umfang des Hindernisses musste zunächst mit dem Langstock ermittelt werden, seine Höhe war vorsichtig mit den Händen zu prüfen. Dann konnte sicher herumgegangen werden.
Dann folgte noch die Orientierung in einem fremden Raum.
Die Herrentoilette suchten beide dazu auf.
Aha, unterschiedliche Geräusche entstehen, wenn man Gegenstände mit dem Stock berührt. Fliesen klingen anders, als ein Kunststoffabfalleimer.
Und nun ab ins richtige Leben. Gemeinsam mit unserer Landesvorsitzenden, Judith Faltl, Gings raus auf die Straße.
Erst mal ruhig stehen, sich sammeln, hören.
„Aha, da höre ich Autos, Lautsprecheransagen vom gegenüberliegenden Münchner Hauptbahnhof, eine Straßenbahn fährt vorbei, Menschen laufen vorbei. Oje, wo ist Jakob? Wo sind meine Begleiter?“
Dann setzte sich der Trupp in Bewegung. Judith Faltl begleitete Herrn Flasskamp, unsere Beraterin ging mit Jakob. Natürlich war auch eine sehende Person dabei, damit nichts passiert.
Erst mal die Häuserflucht an der linken Seite entlang bis vor zur Straße, dann eine Viertel Drehung nach Links, um nun am Gehsteig entlanggehen zu können.
Die innere Leitlinie sollte gefunden werden, denn die rechte Leitlinie wäre an der Straße gewesen.
Gar nicht so einfach, da entlang zu gehen. Fahrräder, E-Scouter, stehende Menschen vor Hotels oder Restaurants, Lüftungsgitter, die verunsicherten.
Gefühlt dauerte es ewig, bis die Häuserflucht endete und eine Querstraße deutlich zu hören war.
„Da drüber? Wie?“ „Den Querverkehr musst du hören. Eine Ampel, gar eine Blindenampel, gibt es hier nicht.“ sagte Judith Faltl, die mit Herrn Flasskamp an der Spitze ging. Mit Ruhe und Geduld wurde das gut geschafft.
„Drüben, endlich, geschafft, puh“, sagte Herr Flasskamp.
„Jetzt dürfen sie beide die Augenbinden abnehmen, aber, Vorsicht, bitte vorher die Augen schließen, sonst ist die Blendung zu stark.“ sagte unsere sehende Unterstützerin.
„Sehr eindrücklich“ resümierte Herr Flasskamp. „Sehr erstaunlich, was blinde Menschen da tagtäglich leisten.“
Den BR Beitrag finden sie hier:
https://www.br.de/mediathek/video/zum-welttag-des-sehens-blind-im-selbstversuch-av:5f7f0d547749b300141c86bc
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