Informationen aus dem Referat elektronische Hilfsmittel für blinde Menschen 3/2023 – BBSB-Inform – 18.12.2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
kurz vor Jahresschluss hat Christian Stahlberg, Referent für elektronische Hilfsmittel für blinde Menschen des bBSB, nochmals Informationen rund um Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen für Sie zusammengetragen.
- Neues im Sightviews-Podcast
Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund kann Personen und Organisationen seinen Inklusionspreis verleihen, die sich um die Inklusion blinder und sehbehinderter Menschen in die Gesellschaft, Schule, Studium oder Beruf verdient gemacht haben. Nach acht Jahren war es im November 2023 wieder soweit – der Preis wurde erneut verliehen, dieses Mal an Michael Curran. Er ist der Erfinder und bis heute Motor der Entwicklung des kostenlosen Screenreaders NVDA. Der BBSB würdigt mit dem Inklusionspreis den enormen Verdienst für die Inklusion blinder Menschen weltweit. Denn NVDA war der erste und ist bis heute der leistungsstärkste kostenlose Screenreader für das Betriebssystem Windows. Zudem ist NVDA in 45 Landessprachen erhältlich und ermöglicht somit Zugang zu Windows in weit mehr Sprachen als kommerzielle Produkte.
Die Podcast-Episode blickt auf die Preisverleihung zurück, enthält Auszüge aus der Laudatio und die Dankesworte von Michael Curran, alles vom Englischen ins Deutsche übersetzt.
Bei Sightviews gibt es auch die nächsten Wochen vieles zu entdecken: In den letzten Zügen liegt der Testbericht eines neuen Daisy-Players. Die Daisybox aus Belgien ermöglicht das Abspielen von Daisy-CDs, setzt vor allem aber auf eine einfache Bedienung beim Herunterladen von Hörbüchern aus den Blindenhörbüchereien über das Internet. Der Testbericht wird im Januar 2024 erscheinen – seien Sie gespannt. Außerdem wird Sightviews in einer weiteren Episode die Brillenkameras OrCam und den Herausforderer Envision Glasses vorstellen und aufzeigen, welches Gerät was besser kann. Klicken Sie sich rein – im Internet unter www.sightviews.de oder suchen Sie in Ihrer Podcast-App nach Sightviews. - Be my Eyes mit KI-gestützter Bilderkennung
Mit der App Be my Eyes kann man jederzeit eine Verbindung zu sehenden Helfenden herstellen, die einem dann über das Kamera-Bild des Smartphones assistieren. Nun haben die Entwickler die Funktion Be my AI für alle Nutzerinnen und Nutzer der App Be my Eyes bereitgestellt. AI steht hier für artificial Intelligence, also künstliche Intelligenz. Bei der Funktion Be my AI hilft kein Mensch, sondern eine auf künstlicher Intelligenz basierende Bild-Erkennung beschreibt Schnappschüsse und auf dem Gerät bereits vorhandene Fotos. BBSB-Inform hat eine ausführliche Anleitung zur Nutzung veröffentlicht. Wer lieber zuhören möchte, kann sich die Funktion in einer Episode des Apfelkuchen-Podcasts von Aaron Christopher Hoffmann beschreiben lassen. Der Link hier hin lautet:
https://www.podcast.de/episode/614390415/die-neue-erweiterte-bildbeschreibungsfunktion-der-app-be-my-eyes - Be my Eyes verschlechtert Datenschutz
Leider haben die Entwickler von Be my Eyes nicht nur die neue Funktion Be my AI hinzugefügt, sondern auch den Datenschutz gründlich überarbeitet. Damit gehen viele Verschlechterungen einher. Künftig darf der Anbieter von Be my Eyes sämtliche Daten inklusive der Videotelefonate zwischen Ratsuchenden und Helfenden unbegrenzt lange speichern und für alle erdenklichen Zwecke auswerten. Selbstverständlich erfolgt die Verarbeitung dabei stets außerhalb der EU und unterliegt dem amerikanischen Recht.
Be my Eyes ist und bleibt ein praktisches Tool und in vielen Fällen eine echte Hilfe, erst recht mit der neuen Funktion Be my AI. Man sollte aber noch viel stärker überlegen, welche Bilder, Videos und Daten man der App über die Bildanalyse und die Video-Telefonie anvertraut und für welche Dinge eine persönliche Hilfe vor Ort womöglich besser geeignet ist. - Welches iPhone kaufen
Welches iPhone sollte ich mir aktuell als Blinder kaufen? Diese Frage stellen sich viele Ratsuchende. Joachim Schulze beantwortet sie in seinem Firmenpodcast, zu finden unter https://smuetech.letscast.fm/episode/i9-die-besten-iphones-fuer-blinde-2023 - Handreichung zu Videokonferenz-Systemen erschienen
Der DBSV teilt mit: „Eine umfassende Anleitung des DBSV erklärt Sehbehinderten und Blinden, wie sie erfolgreich Videokonferenzsysteme nutzen können. Die Handreichung bietet umfangreiche Infos für Neulinge und Erfahrene in Online-Meetings, nicht nur zur Teilnahme sondern auch, um selbst Meetings zu hosten. Sie kommt aus dem DBSV-Projekt „Virtuelle Teilhabe in Bildung, Beruf, Ehrenamt und Freizeit durch barrierefreie Nutzung von Videokonferenzen“ in Zusammenarbeit mit der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) und mit Förderung der Aktion Mensch und der DAK-Gesundheit.“
Die Handreichung und alle anderen Projektergebnisse gibt es hier: www.dbsv.org/videokonferenzen.html - Pulsoximeter mit Sprachausgabe
Ein Pulsoximeter dient zur Messung der Sauerstoffsättigung und der Herzfrequenz durch den Finger. Während es inzwischen zahlreiche sprechende Blutdruck- und Blutzuckermessgeräte gibt, gab es bisher kein sprechendes Pulsoximeter. Das hat sich nun geändert. Zusätzlich zu der Anzeige im LCD-Display werden die Werte für die Pulsfrequenz und die Sauerstoffsättigung angesagt. Werte von 30 bis 250 Schläge/Min können gemessen werden.
Das Gerät ist beim Deutschen Hilfsmittelvertrieb Hannover und beim Landeshilfsmittelzentrum Dresden zum Preis von rund 50 Euro erhältlich. - Zuzanka überarbeitet
In den letzten News habe ich auf die App Zuzanka hingewiesen, die einzige App, mit der man das Verfallsdatum von Lebensmitteln auffinden und vorlesen lassen kann. Kurz nach der Veröffentlichung der Information wurde Zuzanka um Funktionen wie einen Barcode- und QR-Code-Leser erweitert. Leider haben sich damit auch die Abo-Gebühren und die Kosten für die lebenslange Nutzungslizenz geändert. Letztere kostet nun 99 Euro. - Powerbanks preiswerter erhältlich
Blindenhilfsmittel sind teuer und werden immer teurer, so lautet eine gern geäußerte Behauptung. Zumindest bei den Energrit Powerbanks trifft immer teurer aber nicht zu. Die Powerbanks gibt es mit 10.000 und 20.000 mA und sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Ladezustand und das erfolgreiche Einstecken eines Geräts mit Pieptönen, Vibration oder beidem anzeigen. Beide Modelle wurden nun vom Importeur Matapo im Preis gesenkt – die größere kostet bei vielen Händlern nun nicht mehr 119 sondern 99 Euro, das kleinere Modell geht für immerhin 10 Euro weniger, nämlich 79 anstelle 89 Euro über die virtuelle Ladentheke. - JAWS 2024 mit neuer Funktion
JAWS ist immer noch ein sehr verbreiteter Screenreader und wurde im Herbst in der Version 2024 veröffentlicht. Neben zahlreichen eher kleineren Verbesserungen sticht vor allem eine neue Funktion hervor, die so kein anderer Screenreader bietet. Zum Feature „Gesicht im Blick“ schreibt der Hersteller:
„Videoanrufe sind zu einer Standardform der Kommunikation am Arbeitsplatz, in der Schule und in persönlichen Beziehungen geworden. Bevor Sie sich an einem Videoanruf beteiligen, sollten Sie sicherstellen, dass Ihre Einstellung richtig ist und die Kamera richtig auf Sie ausgerichtet ist. Die neue Funktion Gesicht im Blick hilft Ihnen dabei, indem es Sie auf wichtige visuelle Details aufmerksam macht, wie zum Beispiel: Ist mein Gesicht in der Ansicht zentriert? Gucke ich direkt in die Kamera? Ist die Beleuchtung ausgewogen? Sind noch weitere Elemente im Bild sichtbar? Sobald die Funktion aktiviert ist, überwacht Gesicht im Blick kontinuierlich Ihre Gesichtsposition und die Lichtverhältnisse. Wenn sich etwas ändert, wenn Sie beispielsweise Ihren Kopf nach links oder rechts neigen oder die Helligkeit abnimmt, werden Sie automatisch benachrichtigt. Wenn sich der Fokus im Fenster Gesicht im Blick befindet, können Sie auch mit TAB oder den Pfeiltasten Informationen wie die aktuelle Position Ihres Gesichts im Bild, die aktuellen Lichtbedingungen und die im Moment verwendete Kamera auslesen.“
Ein Detail ist aber nicht ganz unwichtig: Gesicht im Blick ist derzeit während eines aktiven Videoanrufs nicht verfügbar, da es vollständigen Zugriff auf die Kamera benötigt. Somit kann man diese Funktion nur vor dem Aufbau des Videotelefonats nutzen. - Bildung ohne Barrieren löst sich auf
Seit über 20 Jahren hat der Verein „Bildung ohne Barrieren“ aus Süddeutschland zahlreiche Fortbildungen und das ein oder andere Freizeitangebot realisiert. Nun hat sich der Verein zur Auflösung entschieden. Dem Verein war ein Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort stets wichtig, weshalb auf Online-Schulungen verzichtet wurde. Nach der Corona-Pandemie scheinen aber laut Verein viele Menschen nicht mehr bereit zu sein, zu einer Fortbildung mitunter weite Wege auf sich zu nehmen.
Bildung ohne Barrieren hat jedes Jahr zahlreiche Fortbildungen im Bereich von Computer- und Iphone-Nutzung angeboten, etwa zu Word- und Excel. Es bleibt zu hoffen, dass es abseits der großen kommerziellen Hilfsmittelanbieter weiterhin noch das ein oder andere Schulungsangebot in dieser Richtung von anderen Vereinen und Institutionen geben wird. - Gigaset ist insolvent
In Beratungen wird häufig nach barrierefrei nutzbaren Festnetztelefonen gefragt. Viele blinde und sehbehinderte Menschen wünschen sich offenbar Geräte mit vollständig sprechenden Menüs. Derartige Telefone gibt es nicht, nur wenige Modelle bieten eine eingeschränkte Sprachausgabe an. Gigaset ist ein großer Hersteller für Festnetztelefone, der im September 2023 in die Insolvenz ging. Zur Zeit läuft eine Sanierung, es gibt Hoffnung auf eine Fortsetzung des Geschäfts und die Produkte sind zur Zeit verfügbar. Bemerkenswert ist ein Artikel der Computerzeitschrift Chip zu diesem Thema: Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts hatten im Jahr 2000 noch 96,4 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland ein Festnetztelefon, 2022 waren es nur noch 82,9 Prozent. Dagegen haben 98 Prozent der deutschen ein Handy. Laut einer Umfrage telefonieren 30 Prozent der jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren privat ausschließlich über ihr Mobiltelefon. Das sind eindrucksvolle Zahlen die deutlich machen, dass es egal für welches Unternehmen wohl kaum lukrativ sein dürfte, ein barrierefreies Festnetztelefon auf den Markt zu bringen.
Übrigens – das Gigaset-Festnetztelefon E720a, das immerhin den Namen des Anrufers und Telefonbucheinträge ansagt, ist trotz Insolvenz des Herstellers derzeit noch erhältlich. - Weihnachtsangebot Mobiltelefon BlindShell Classic2
Der Deutsche Hilfsmittelvertrieb teilt mit: „Das BlindShell Classic2 ist mittlerweile neben dem iPhone von Apple das beliebteste Mobiltelefon der Blinden und Sehbehindertenszene geworden. Seine übersichtliche Bedienung mit seiner physischen Tastatur, der permanenten Sprachausgabe und der einfachen Menüstruktur machen es gerade auch für Anwender mit wenig Erfahrung leicht dieses Smartphone zu handhaben. Es bietet eine Vielzahl an Funktionen und Apps, die aus einem eigenen App-Katalog ausgewählt und installiert werden können. So sind Apps wie WhatsApp, E-Mailbrowser, Internetradio, Podcast, Hörbuchspieler, Fußgängernavigation, YouTube und viele mehr bereits verfügbar. Weitere Apps werden stetig hinzugefügt und über den App-Katalog kostenlos bereitgestellt. Bedienungshilfen wie Sprachsteuerung, Favoriten oder Schnellwahl, machen das Leben mit dem Classic2 noch einfacher und bequemer. In unserem Weihnachtsangebot liefern wir Ihnen das BlindShell Classic2 inklusive einer praktischen Powerbank mit 10.000mAh mit Ton- und Vibrationsanzeige des Ladezustandes und einer 128 Gigabyte großen Speicherkarte, zur Erweiterung des Telefonspeichers für Ihre Medien und Apps. Im Lieferumfang des Classic2 sind ebenfalls das Ladekabel, ein Netzteil, ein Halsband, ein Headset und eine praktische Ladeschale enthalten. Bedienungsanleitungen sind als Audio-CD, auf dem Gerät selbst und als Text-Datei dabei.“
Soweit der DHV. Das Angebot lockt mit einem Preisvorteil von über 80 Euro und kostet 529 Euro. Es ist bis einschließlich 05.01.2024 gültig.
Ich hoffe, es war für Sie wieder etwas Interessantes dabei. Ich wünsche Ihnen schöne Festtage und einen guten Start ins neue Jahr.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Stahlberg
Referent für elektronische Hilfsmittel für blinde Menschen
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