Volle Arbeitsleistung trotz Seheinschränkung – Geflüchteter Yasser Alhussain macht Praktikum bei der Stadt Marktheidenfeld – BBSB-Inform 30.09.2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
Marcus Meier von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Marktheidenfeld hat uns den nachfolgenden Beitrag zur Verfügung gestellt.
Yasser Alhussain absolvierte im August ein gut zweiwöchiges gärtnerisches Praktikum bei der Stadt Marktheidenfeld. Der Syrer, der 2015 von den Golanhöhen nach Deutschland flüchtete, wurde am Jugendzentrum und bei der Grünkolonne der Stadt eingesetzt. Trotz seiner starken Seheinschränkung zeigte der 26-Jährige vollen Einsatz und überzeugte mit Zuverlässigkeit und Genauigkeit. Wir sprachen mit Yasser Alhussain über seine Arbeit für die Stadtverwaltung Marktheidenfeld, seine Zukunftspläne und seine Leidenschaft für Fußball.
Herr Alhussain, wie sind Sie zum Praktikum bei der Stadt gekommen?
Ein Bekannter von mir arbeitet bei der Stadt Marktheidenfeld und hat bei Geschäftsleitenden Beamten Matthias Hanakam nachgefragt, ob es möglich ist, dort ein berufsbezogenes Praktikum zu absolvieren. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich zeigen durfte, was man trotz Seheinschränkung leisten kann…
Seit wann sind Sie in Deutschland?
Seit November 2015, als ich in München ankam. Am Anfang wurde ich alle 14 Tage in eine andere Unterkunft verlegt. Das ging von verschiedenen Aufnahmeeinrichtungen in München über Landsberg am Lech bis nach Garmisch-Partenkirchen.…
Wie ging es dann weiter?
Nachdem ich meine befristete Aufenthaltserlaubnis erhalten hatte, habe ich mich täglich bei der Agentur für Arbeit erkundigt, welche beruflichen Möglichkeiten ich mit meiner Seheinschränkung habe. So kam ich 2017 zum Berufsförderungswerk Würzburg, kurz BFW, ein auf sehbehinderte Menschen spezialisiertes Bildungszentrum in Veitshöchheim.
Wo haben Sie Ihr gutes Deutsch erlernt?
Zum einen am BFW, wo ich Deutschkurse absolviert und die Punktschrift erlernt habe. Zum anderen in meiner Freizeit, denn auch da versuche ich jede freie Minute Deutsch zu lernen. Besonders gerne lerne ich deutsche Sprichwörter….
Wie hat es Ihnen in Marktheidenfeld gefallen?
Das Praktikum hat mir wirklich sehr gut gefallen. Für mich war es toll, zu zeigen, dass man auch mit Seheinschränkung gute Arbeit abliefern kann. Viele Menschen, die ich treffe, gehen davon aus, dass ein schwerbehinderter Mensch beruflich nicht viel leisten kann. Ich freue mich, wenn ich das Gegenteil beweisen konnte. Aber auch für mich war es toll, zu sehen, dass ich trotz schlechtem Sehen mit den Kollegen mithalten kann….
Wie wurden Sie aufgenommen?
Ganz super. Alle Leute, die ich beim Jugendzentrum und bei der Grünkolonne getroffen habe, waren sehr nett zu mir und haben mich immer unterstützt.
Sie haben auch die „Hädefelder“ Biergartenatmosphäre genossen…
Ja, das stimmt. Nach der ersten Woche bei der Stadt hat mich das Team der Grünkolonne am Wochenende mit in den Biergarten am Main genommen. (Lacht) Obwohl ich lieber Cola als Bier trinke, war es sehr schön dort…
Was hat Ihnen beim Praktikum besten gefallen?
Am besten hat mir gefallen, dass die gärtnerische Arbeit sehr abwechslungsreich war und dass man sieht, was man mit seinen Händen geleistet hat. Schön war auch, dass wir mit unserem Team jeden Tag woanders arbeiteten. Wir waren am Felsenkeller, an der Grundschule und an vielen anderen Plätzen in Marktheidenfeld.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich bin ziemlich fußballverrückt. Mein Lieblingsspieler ist Cristiano Ronaldo, meine Lieblingsvereine Juventus Turin und der FC Bayern. In Syrien habe ich in der 2. Liga Fußball gespielt, bis meine Augen zu schlecht wurden. Trotz Seheinschränkung spiele ich auch jetzt noch Fußball. Mittwochs treffe ich mich in Veitshöchheim mit meinem Freizeitteam aus behinderten und nichtbehinderten Sportlern und kann mich dann 90 Minuten auf Fußball konzentrieren. (Lacht) Dort bin ich der Einzige, der immer barfuß spielt, weil ich das von zuhause so gewohnt bin…
Sie haben mit Ihrem Fußballteam auch einen Preis gewonnen?
Ja, wir haben uns auf meine Initiative hin für den Unterfränkischen Inklusionspreis beworben. Über den Preis haben wir uns sehr gefreut. Der Präsident des Bezirks Unterfranken wird uns den Preis im Oktober persönlich übergeben…
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich möchte möglichst schnell eine feste Arbeit finden und so eine unbefristete Niederlassungserlaubnis erhalten.
Haben Sie ein deutsches Lieblings-Sprichwort?
„Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ gefällt mir sehr gut.
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