Am 5. Mai ist Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung – der BBSB e.V. wünscht sich mehr Barrierefreiheit in Beruf und Alltag
Viel ist erreicht, aber dennoch gibt es noch einiges zu tun. Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB) berät und unterstützt nicht nur blinde und sehbehinderte Menschen, sondern ist auch politisch aktiv. Der Verein setzt sich seit über 100 Jahren für eine barrierefreie Zukunft ein – für mehr Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderung.
Im BBSB e. V. ist Karl Depner seit elf Jahren im Arbeitskreis „Bauliche und digitale Barrierefreiheit“ federführend aktiv. Seit Längerem gibt es etwa Gespräche mit Kommunen und Städten, um dem unkontrollierten Abstellen von E-Scootern in Innenstädten Einhalt zu gebieten. „Wir fordern gekennzeichnete Abstellflächen für E-Scooter. Für blinde und sehbehinderte Menschen sind auf dem Gehweg abgestellte Roller eine gefährliche Stolperfalle. Im Übrigen freuen sich auch Eltern mit Kinderwagen oder Menschen in Rollstühlen über freie Gehwege“, erklärt Karl Depner.
Sein Kollege Bernhard Claus befindet sich seit Jahren mit der Stadt München in der Diskussion, um die Erneuerung des Blindenleitsystems in der Münchner U-Bahn auf den neuesten Stand zu bringen. „In München haben wir letztes Jahr ein Pilotprojekt in der Sendlinger Straße begleitet. Aufkleber weisen Passanten darauf hin, dass das mittig in der Fußgängerzone angebrachte Blindenleitsystem bitte von Fahrrädern und E-Scootern freizuhalten ist“, berichtet Claus. Zu dieser Problematik hat er auch bereits in diversen Interviews in Funk und Fernsehen Stellung genommen.
Das Bewegen im öffentlichen Raum ist ein Thema, mit dem sich der BBSB e. V. befasst, aber auch die Inklusion am Arbeitsplatz ist eine Daueraufgabe des Vereins. Was viele Menschen nicht wissen: Mittels technischer Hilfsmittel wie Bildschirmvergrößerungen oder Braille-Displays können blinde oder sehbehinderte Menschen durchaus hochqualifizierte Jobs im ersten Arbeitsmarkt ausfüllen. Nötig dafür ist digital barrierefreie Software, wie sie heute schon zum Stand der Technik gehört. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels liegt hier eine Ressource, die die Gesellschaft nutzen sollte. Schließlich unterstützt der Integrationsfachdienst (IFD) sowohl sehbehinderte und blinde Arbeitnehmerinnen als auch deren Arbeitgeberinnen. Der BBSB e.V. ist auch hier mit Integrationsberatenden und in Kooperationen engagiert.
Der BBSB unterstützt blinde oder sehbehinderte Menschen und gibt Hilfestellungen zu mehr Selbstständigkeit im Alltag und im Beruf. Steffen Erzgraber, Landesgeschäftsführer des BBSB e. V., sagt abschließend hierzu: „Weder Verehrung als Superhelden noch Mitleid helfen uns weiter. Aber viel zu oft müssen blinde und sehbehinderte Menschen immer noch selbst Widerstände und Zweifel überwinden, wenn es um die Ausübung eines angemessenen Berufs geht. Als Selbsthilfeorganisation mit über 100 Jahren Erfahrung wissen wir, wo Grenzen liegen und was möglich ist. Ein gutes Miteinander und die richtigen, zeitgemäßen Voraussetzungen bilden eine gute Basis.“
Der studierte Jurist leitet seit acht Jahren einen Geschäftsführungsbereich mit circa 55 Mitarbeitenden – er selbst ist seit seinem zehnten Lebensjahr aufgrund einer Erkrankung vollständig erblindet.
Pressekontakt
Gundhild Heigl
Leitung Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising
gundhild.heigl@bbsb.org
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www.bbsb.org
Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e. V.
Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e. V. (BBSB) ist die Selbsthilfeorganisation der rund 100.000 blinden, sehbehinderten und zusätzlich gehandicapten Menschen in Bayern mit Sitz in München. Er vertritt ihre Interessen mit etwa 240 ehrenamtlichen und mehr als 100 hauptamtlichen Mitarbeitenden gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit und arbeitet aktiv an einer Verbesserung der Lebenssituation der betroffenen Menschen.
Ziel des BBSB e. V. ist es, blinden und sehbehinderten Menschen ein selbstbestimmtes und möglichst selbstständiges Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. In zehn Blickpunkt Auge-Beratungsstellen bietet der BBSB e. V. wohnortnahe Hilfen an – dazu gehören der ambulante Reha-Dienst mit Schulung in selbstständiger Haushalts- und Lebensführung, sozialrechtliche Beratung, individueller Textservice, berufliche Rehabilitation, Austausch mit Gleichbetroffenen, Freizeit und Fortbildung.