Arbeitsmarkt muss inklusiver werden: Blinde und sehbehinderte Menschen haben ein Recht auf Teilhabe

Gemeinsame Pressemitteilung DGB Bayern/Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB)

Stiedl: „Gerade in Zeiten, in denen Unternehmen immer lauter nach Fachkräften rufen, ist eine solche Form der Benachteiligung einfach inakzeptabel.“
Faltl: „Unternehmen und Behörden müssen aktiv handeln und nicht warten, bis potenzielle Beschäftigte wieder einmal an digitalen Hürden scheitern.“

München, 23.04.2025 – Der Deutsche Gewerkschaftsbund Bayern (DGB) und der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB) setzen sich gemeinsam für die uneingeschränkte Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen am Arbeitsleben ein. Beide Organisationen fordern konkrete Maßnahmen, um die beruflichen Chancen dieser Menschen zu verbessern und ihnen die notwendigen barrierefreien Arbeitsmittel bereitzustellen.

Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, macht deutlich: „Blinde und sehbehinderte Menschen müssen endlich gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Der Zugang zu Ausbildung und Beschäftigung ist für Menschen mit Behinderungen generell noch immer stark eingeschränkt. Gerade in Zeiten, in denen Unternehmen immer lauter nach Fachkräften rufen, ist eine solche Form der Benachteiligung einfach inakzeptabel. Die Arbeitgeber müssen deshalb ihre gesetzliche Verpflichtung ernst nehmen und mehr Verantwortung übernehmen, um die Inklusion in der Arbeitswelt voranzutreiben.“

Der BBSB e.V. verweist auf strukturelle Hürden und unterstreicht zudem die Bedeutung vor allem digital barrierefreier Arbeitsmittel: „Selbst, wenn Unternehmen einstellen, fehlt es an digital barrierefreier Software. Damit blinde und sehbehinderte Menschen erfolgreich arbeiten können, nutzen sie individuelle Hilfsmittel wie Screenreader, Braillezeilen oder kontrastoptimierte Software. Diese bleibt jedoch wirkungslos, wenn die am Arbeitsplatz zu nutzende Software nicht barrierefrei ist“, so Judith Faltl, die Landesvorsitzende des BBSB. Dabei sei barrierefreie Software einfach herzustellen. „Viele Arbeitgeber verzichten heute, trotz Fachkräfteengpässen, noch immer auf die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung, obwohl ihnen vielfältige Fördermöglichkeiten zur Ausstattung inklusiver Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Barrierefreiheit am Arbeitsplatz ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für echte Teilhabe“, so Faltl weiter.

Beide Organisationen sind sich einig: Die berufliche Inklusion blinder und sehbehinderter Menschen erfordert eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. „Der Arbeitsmarkt muss inklusiver werden – mit gezielten Maßnahmen, die nicht nur den Zugang zu Arbeit ermöglichen, sondern auch die Rahmenbedingungen schaffen, damit blinde und sehbehinderte Menschen ihre Potenziale voll ausschöpfen können“, so Stiedl.

„Die technischen Regeln für die barrierefreie Gestaltung von Arbeitsstätten (geregelt in der ASR V3a.2) konkretisieren die Anforderungen. Eine barrierefreie Anwendung erhöht auch die Ergonomie und die Benutzerfreundlichkeit am Arbeitsplatz“, so Karl Depner vom Landesvorstand des BBSB. Judith Faltl ergänzt: „Die Beantragung und das Genehmigungsverfahren für die Hilfsmittel müssen optimiert und beschleunigt werden, da es derzeit mehrere Monate dauern kann, bis ein Arbeitsplatz mit Hilfsmitteln eingerichtet ist. Die wichtigste Voraussetzung ist jedoch digital barrierefreie Software. Hier müssen Unternehmen und Behörden aktiv handeln und nicht warten, bis potenzielle Beschäftigte wieder einmal an digitalen Hürden scheitern“, so Faltl abschließend.

Foto: ©BBSB/ vlnr: Lukas Graf, Bezirksgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbund Bayern (DGB), Karl Depner (Landesvorstand BBSB), Judith Faltl (Landesvorsitzende BBSB), Bernhard Stiedl (Vorsitzender des DGB Bayern) und BBSB Landesgeschäftsführer Steffen Erzgraber.

Pressekontakt

Gundhild Heigl
Leitung Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising
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www.bbsb.org


Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB)

Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB) ist die Selbsthilfeorganisation der rund 100.000 blinden, sehbehinderten und zusätzlich gehandikapten Menschen in Bayern. Er vertritt ihre Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Ziel des BBSB e.V. ist es, blinden und sehbehinderten Menschen ein selbstbestimmtes und möglichst selbstständiges Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. In zehn Blickpunkt Auge-Beratungsstellen bietet der BBSB e.V. wohnortnahe Hilfen an – dazu gehören der ambulante Reha-Dienst mit Schulung in selbständiger Haushalts- und Lebensführung, sozialrechtliche Beratung, individueller Textservice, berufliche Rehabilitation, Austausch mit Gleichbetroffenen, Freizeit und Fortbildung.