Montag, 27. November 2023

Mehr Barrierefreiheit im BR Fernsehen

München, 27. November 2023 – Zum Austausch über die Zukunft und den Ausbau der Barrierefreiheit im BR Fernsehen trafen sich am 20. September 2023 der Leiter des Programmbereichs Wissen und Bildung im BR, Werner Reuß und der in der Redaktion Barrierefreie Angebote für Audiodeskription zuständige BR-Redakteur Dr. Bernd Benecke mit Landesvorständin Judith Faltl und Landesgeschäftsführer Steffen Erzgraber, beide vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB).

Die Vertreter des Bayerischen Rundfunks informierten, dass im Hauptabend des Bayerischen Fernsehens bereits rund 30 Prozent des Programms mit Audiodeskription angeboten werden. Im Rahmen des ARD-Aktionsplans zum Ausbau der Barrierefreiheit wird im Jahr 2024 zusätzlich eine 13teilige klassische BR-Serie mit Audiodeskription (AD) versehen. Die BBSB-Vertretenden Faltl und Erzgraber dankten dem BR in diesem Zusammenhang für den Ausbau des AD-Angebotes, die vorbildliche Zusammenarbeit mit den Verbänden der Betroffenen und den regelmäßigen Informationsaustausch. Dennoch forderten sie, in den Bemühungen um einen weiteren Ausbau nicht nachzulassen und mahnten, dass der Ausbau des Angebotes für die eine Zielgruppe nicht zur Kürzung der Angebote für eine andere Zielgruppe führen darf.

Die Vertreter des BR wiesen darauf hin, dass die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs von ARD und ZDF (KEF) einen eigenen Finanzbedarf für die barrierefreien Angebote bisher nicht anerkenne und dass dies bedeute, dass jeder Ausbau der barrierefreien Angebote einen Rückbau des Programms nötig mache. Der BBSB appelliert daher an die KEF, für die barrierefreien Angebote einen eigenen und angemessenen Bedarf anzuerkennen, damit die Sender ihrer Verpflichtung zur Aufrechterhaltung und zum Ausbau barrierefreier Angebote nachkommen können, ohne dafür Programme einstellen zu müssen.

Intensiv diskutiert wurde auch über die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von KI-gestützten Systemen und künstlichen Stimmen für die AD. Die BBSB-Vertretenden unterstützten die Meinung von Reuß und Dr. Benecke, dass künstliche Stimmen – zumindest derzeit – dem Qualitätsanspruch noch nicht genügen, weder im Spielfilm- noch im Dokumentationsbereich.

Faltl und Erzgraber forderten, dass die Qualität, die der BR Sehenden im Bild, und Hörenden im Ton garantiere, uneingeschränkt auch für die Nutzerinnen und Nutzer der barrierefreien Angebote gelten müsse.

Die Nutzung von KI als Nachschlagewerk wird vom BBSB ebenfalls noch kritisch gesehen. Ein Tool wie beispielsweise ChatGPT antworte auf jede Frage und greife auch auf Content im Netz zurück, der unter Umständen fehlerhaft sein könne.

Die Vertreter des BR wiesen darauf hin, dass bei allem Bemühen bei Live-Übertragungen (etwa von der Fastnacht in Franken) nicht immer die gleiche Qualität wie bei Nachbearbeitungen sichergestellt werden könne. Zur Diskussion, ob die live deskribierten Sendungen mit diesen Qualitätsabweichungen so in die Mediathek eingestellt oder zu Lasten von Neuproduktionen aufwendig nachbearbeitet werden sollten, meinte die BBSB-Vorsitzende Judith Faltl: „Bei live eingesprochener Audio Deskription sehe ich über kleine Sprechfehler hinweg, auch in der Mediathek, mir ist die Information wichtiger. Bevor jemand anderer bestimmt, was ich zu sehen bekomme, bevorzuge ich mehr Auswahl mit einem kleinen Hinweis, dass es eine Live-Bearbeitung ist, die eventuell kleine Fehler enthält.

Steffen Erzgraber betonte, dass ein regelmäßiger Austausch gewinnbringend ist und in nicht zu langen Abständen fortgeführt werden soll. Zu Themen wie Einsatz von KI und oder live eingesprochener Audiodeskription können sich die BBSB Vertretenden vorstellen, einmal wieder ein Hörer*innenforum zu veranstalten. Beide begrüßen die Bürgernähe des BR und sehen hier gerne auch die Menschen mit Behinderung einbezogen.

Pressekontakt

Gundhild Heigl
Leitung Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising
gundhild.heigl@bbsb.org
089/55988-132
www.bbsb.org

Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB)

Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB) ist die Selbsthilfeorganisation der rund 100.000 blinden, sehbehinderten und zusätzlich gehandikapten Menschen in Bayern. Er vertritt ihre Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Ziel des BBSB e.V. ist es, blinden und sehbehinderten Menschen ein selbstbestimmtes und möglichst selbstständiges Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. In zehn Blickpunkt Auge-Beratungsstellen bietet der BBSB e.V. wohnortnahe Hilfen an – dazu gehören der ambulante Reha-Dienst mit Schulung in selbständiger Haushalts- und Lebensführung, sozialrechtliche Beratung, individueller Textservice, berufliche Rehabilitation, Austausch mit Gleichbetroffenen, Freizeit und Fortbildung.